Gute Hoffnung - Impulse für schwere Zeiten

16. November 2020

Leider mussten wir diese Dezember-Veranstaltung absagen, möchten jedoch die Gedanken und Impulse mit Ihnen teilen:

Gute Hoffnung

„Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Haltung, und sie gedeiht mit der Freude am Leben“ (Thomas von Aquin)

Hoffnung ist eine enorme Lebenskraft, die uns antreibt, herausfordert und beflügelt, die uns aufbrechen und Neues entdecken lässt. Deshalb ist Hoffnung auch Freude am Leben und gehört zu uns Menschen. Gerade in dieser Zeit der Pandemie ist die Kraft der Hoffnung nicht zu unterschätzen.

Was bedeutet Hoffnung für uns in dieser Zeit? Für Christen ist die Hoffnung eine der so genannten „göttlichen Tugenden“, zusammen mit Glaube und Liebe. Ich finde es bezeichnend, dass der Hoffnung als Symbol der Anker zugeordnet wurde. Einen Anker brauchen wir normalerweise, wenn wir mit einem größeren Schiff unterwegs sind und an Land anlegen wollen. Der Anker hält das Schiff an der Landestelle.

Der Anker ist aber auch ein passendes Bild für unsere Lebensreise, auf der wir nicht einfach ohne Richtung und Ziel dahintreiben. Wir brauchen immer wieder Zeit zum Innehalten – weil wir Halt brauchen ebenso wie die Erfahrung, gehalten zu sein. Wir brauchen Zeit, um zur Ruhe zu kommen; Zeit, um uns neu auszurichten, wann immer die Situation das erfordert.

Hoffnung und Halt zu haben, ist wesentlich für menschliches Leben. Sie ist eng verbunden mit Glaube und Vertrauen darauf, dass es Chancen der Veränderung gibt. Das verdeutlicht, dass es bei der Hoffnung nicht um billige Vertröstung geht / gehen darf.

Wir könnten sagen: Ohne Hoffnung haben wir keine Perspektive, was sich negativ auf die Sinnhaftigkeit des Lebens auswirkt. Irgendwann geht uns dann der Halt verloren. Ohne Halt gehen wir unter, weil wir keinen Boden mehr unter den Füßen haben.

Hoffnung ist eine Haltung, die unserem Leben Richtung und Sinn schenkt. Wir nehmen wahr, dass etwas fehlt in unserem Leben – und machen uns auf die Suche. Viele Lebensgeschichten von Menschen aller Zeiten bestätigen das. Ein Aufbruch ohne Richtung und Ziel wäre sinnlos. Ohne diesen „geführten Aufbruch“, mit der Hoffnung, das Ziel zu erreichen, wären viele Veränderungsprozesse nicht in Gang gekommen. Diese Menschen, von denen so ein Impuls ausging, wussten, dass ein Leben ohne Hoffnung höchst ungesund ist. Wo die Hoffnung fehlt, versinken wir in Trauer und Trübsal, weil wir keine Perspektive haben. Wir alle haben sicher die eine oder andere Situation erlebt, die hoffnungslos schien. Doch in der Rückschau können wir meist sagen: Da war Wegweisung, da war Begleitung, da waren Erkenntnisse und die Einsicht: Es geht noch weiter. Doch dazu braucht es immer neu das Wagnis des Aufbruchs – und ich behaupte, das ist unabhängig vom Alter.

Hoffnung ist eine Haltung der offenen Hände und Herzen, eine Haltung des Empfangens. Wenn ich von Hoffnung rede, ist das ganz eng verbunden mit Erwartung, mit Vertrauen und Glauben, mit dem Blick nach vorn. Das scheint mir gerade in unserer Zeit, in der so vieles in den Bereich des Machbaren gerückt ist, wesentlich. Wenn ich auf etwas hoffe, muss ich bereit sein, mich zu bewegen und zu verändern. Oft vergessen wir, dass Hoffnung auch die Herausforderung beinhaltet, sich etwas Neuem zu stellen.

Die immer rasanteren Veränderungen in unserer Zeit (gerade in Forschung und Wissenschaft), oft mit (noch) nicht klar zu benennenden bzw. abzusehenden Konsequenzen, können Angst machen und niederdrücken. Sie können uns aber ebenso anregen, wieder genauer hinzuschauen oder auch einmal den Blick aus einer anderen als der gewohnten Perspektive zu wagen. So haben wir die Chance, Lebenszeichen und Hoffnungsspuren zu entdecken.

Leben ist unverfügbar. Es gibt durchaus leidvolle Erfahrungen, die uns dazu verführen können, in Trauer und Hoffnungslosigkeit zu versinken, uns also im Mangel einzurichten. Doch was hält und trägt uns dann noch? Kinder sind hier gute Lehrmeister, denn sie lenken mit ihren Fragen und Anmerkungen oft unseren Blick auf das, was wir nicht (mehr) sehen. Sie haben Augen für die kleinen Zeichen. Wir dürfen hoffen und vertrauen, dass wir nicht nur Alltagseinerlei erleben, auch wenn Routine einen großen Teil ausmacht und durchaus hilfreich ist. Hoffnung hat auch mit unserem Sehen und Wahrnehmen zu tun. Das greift z.B. der Epheserbrief auf: „Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid …“ (Eph 1:18)

Sr. M. Annemarie Pitzl ADJC
Generalvikarin, Dipl. Sozialpädagogin



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