Bericht: Naturkundetag zu Wolle und Weben

03. Juni 2023

Schafschur an der Liebfrauenschule

„Früher hatte ich Angst vor Tieren, heute verstehe ich sie schon sehr gut.“ Ben Suentjens ist an diesem Samstag Zaungast bei der Schafschur im Park der Liebfrauenschule Mülhausen. Der Fünftklässler ist in der Zoo-AG des Gymnasiums. Zusammen mit den sieben Mitschülern der Arbeitsgemeinschaft schaut der Zehnjährige aus Vinkrath zu, wie es den acht Schafen an die Wolle geht. „Einmal im Jahr werden die Schafe geschoren“, berichtet Antje Kulms, die den Schulzoo in Mülhausen mit insgesamt 23 Tieren betreut. Die Fachkraft für tiergestützte Intervention steht ein paar Meter entfernt von der eingezäunten Schafschur-Wiese und erläutert Schülern, Eltern und einigen Spaziergängern das Wollhandwerk. „Mit diesem Gerät kardieren wir die Wolle, damit sie in eine Richtung gekämmt werden kann und nicht verfilzt“, berichtet die Kerkenerin. Auf Interesse bei den Besuchern stoßen auch zwei alte Spinnräder, ein Webrahmen und weiteres Wollwerkzeug. „Das hat mein Sohn mit der Hand angefertigt“, zeigt Antje Kulms auf ein Nagelbrett, mit dem die dicke Wolle zunächst entwirrt wird, bevor sie in der Spindel eingelegt und zum Faden wird. Die Tierpädagogin erläutert weitere Verwendungszwecke der Wolle, die sich mit zunehmender Schurdauer zu einem dicken Knäuel auf der Wiese auftürmt. „Schafwolle ist ein hervorragender Pflanzendünger“, so Antje Kulms, die sich nach einem Zusatzstudium an der Hochschule Niederrhein seit 2014 in Mülhausen um den Schulzoo kümmert. „Unser Garten in Eyll ist förmlich explodiert, seitdem wir lanolinreiche Schafwolle als organischen Langzeitdünger verwenden.“
Derweil geht ihr Sohn Leander mit Michael Jansen dem Schaf Josie ans Fell. Leander hat an der Liebfrauenschule Abitur gemacht. Der 22-Jährige studiert heute nachhaltige Landwirtschaft an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Sein Kumpel Michael ist Zimmermann, hat aber zu Hause in Oedt selbst fünf Schafe stehen und ist ein erfahrener Scherer. Der Coburger Fuchs Josie kennt die Prozedur des Scherens bei dieser vierten Schafschur am Schulzoo mittlerweile und lässt die Schermaschine voller Vertrauen an sich ran. Nach einer halben Stunde fühlt sich die Zibbe wohler. Die Wolle ist ab, die Sonne kann kommen, das Hecheln war gestern. Im Anschluss geht es ihren sieben vierbeinigen Freunden aus dem Liebfrauen-Gehege ähnlich. Zwei Heidschnucken, ein Schwarzkopfschaf, vier Rhönschafe und Josie hoppeln am Ende erleichtert mit einem fröhlichen Mäh zurück zur nahen Tierfarm, wo Hängebauchschwein Hermine, drei Ziegen und elf Hühner sie kaum wiedererkennen.
Lili Moergen winkt der Schafherde noch hinterher und krault dabei den Bulgarischen Karpatenhund Bezukho. Die Zwölfjährige ist Mitglied in der Zoo-AG. „Später reite ich meinen Wallach Kes noch aus“, sagt die Sechstklässlerin. Der regelmäßige Kontakt zu Tieren ist für die Süchtelnerin besonders wichtig. Einer ihrer Lieblingsplätze in der Liebfrauenschule Mülhausen ist folgerichtig der Schulzoo.

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